Was geschieht im Gehirn, wenn wir neues Wissen, neue Erfahrungen oder Veränderungen in unser Leben integrieren wollen? Und warum tun wir uns oftmals so schwer damit?
Ich erzähl Dir kurz eine Geschichte: Nora hat auf einem Workshop für angehende Führungskräfte erfahren, dass die ersten 10 Minuten im Büro entscheidend für den Rest des Tages sind, um die Aufgaben erfolgreich und stressfrei zu erledigen. 20 Tipps hat sie mitbekommen und möchte diese jetzt unbedingt in ihr Leben integrieren. Ein Tipp lautet „Führungskräfte nehmen sich Zeit um inne zu halten und präsent zu sein“.
Am ersten Tag nach dem Workshop klappt das alles wunderbar, denn eine weitere Regel lautet, innerhalb von 24 Std. eine erste Handlung umzusetzen. Sie nimmt sich die Zeit, hält inne und ist präsent – der Tag läuft wie am Schnürchen. „Toller Tipp“, denkt Nora und ist begeistert. Am nächsten Morgen schafft sie es nicht ganz pünktlich aus dem Haus, denn ihre verspielte Hündin Mona will unbedingt noch eine Extrarunde im Park laufen. Nora verpasst die Bahn und kommt zu spät ins Büro (eine der neuen Regeln –Pünktlichkeit – hat sie somit nicht geschafft). Sie nimmt sich wieder Zeit zum Inne-Halten aber es rattert dabei in ihrem Köpfchen. Der Tag läuft nicht so doll. „Aber morgen“, denkt Mona. Sie ist pünktlich und ihr Kollege überfällt sie schon an der Tür mit einer Hiobsbotschaft. Eine Stresswelle überrollt sie und an Inne-Halten ist nicht zu denken. Du ahnst es sicherlich – nach 5 Tagen haben sich Noras gute Vorsätze in Luft aufgelöst. Sie ist gefrustet und versteht nicht, warum sie es nicht schafft, so einen simplen Vorsatz in Tat umzusetzen.
Kennst du das auch? Was meinst du? Haben Nora, Du und alle anderen Menschen mit den gleichen Erfahrungen keine ausreichende Willenskraft?
Früher hat man das tatsächlich geglaubt. Aber es gibt good news! Heute weiß man: Das ist völlig natürlich!
Ich kenne das auch aus eigener Erfahrung und bin damals auf die Suche nach Erklärungen gegangen. Dabei stieß ich auf das faszinierende Thema der Neuroplastizität. Jetzt verstehe ich, was da so in uns geschieht, wenn wir unsere Komfortzone verlassen und neue Gewohnheiten/neues Wissen/Veränderungen verinnerlichen wollen. Es ist nämlich gar nicht so einfach das NEUE zu einer weiteren Facette unserer Persönlichkeit zu machen.
Wie erfolgt also der Ablauf der Verarbeitung von neuem Wissen in unserem Gehirn? Hier ist der 8 Stufen-Plan:
Stufe 1 – Neues Wissen – Ohr und Augen an Schaltzentrale im Gehirn: Achtung! Neues Wissen! Gefahr droht!
Stufe 2 – Wir wollen es verstehen (und können es tatsächlich unserem Nachbarn erklären) – Schaltzentrale: Oh! Er/Sie will es behalten! Das bedeutet: Im Dickicht unserer Gedankenautobahnen soll ein neuer Feldweg gebaut werden! (Kleine Anmerkung: Feldwege können schnell wieder zuwachsen, deshalb plant das Gehirn erst mal nur einen Feldweg, alles andere wäre zu energieraubend)
Stufe 3 – Wachstum von neue Vernetzungen (je öfter wir diese nutzen = erklären, umso stabiler werden sie) Schaltzentrale an Bautrupp: „Okay, doch nicht nur ein Feldweg!“ Mit Unterstützung des Architekten- und Bauplaner-Team müssen detaillierte Skizzen für die neue Straße erstellt werden!
Stufe 4 – Handlung! – Im Gehirn wird ein Bautrupp losgeschickt, der aus dem Feldweg eine neue Straße vermessen und bauen soll. Dann wird die Straße ausgehoben, gekiest und geteert, Büsche werden versetzt und gestutzt – der Bautrupp schafft Höchstleistung!
Stufe 5 – Wiederholung an 33 aufeinanderfolgenden Tagen – Die Bauzeit ist auf diesen wissenschaftlich festgestellten Rahmen festgelegt.
Stufe 6 – Fokus = Visualisierung der Handlung (Mona stellt sich abends vorm Schlafen-gehen den nächsten Morgen vor: Wie sie trotz Extrarunde und verpasster Bahn ganz entspannt, präsent und tief ein- und ausatmend auf ihrem Bürostuhl sitzt um dann fröhlich ihre Kollegen und Mitarbeiter zu begrüßen) – Der Bautrupp hält jeden Abend ein kurzes Meeting um Herausforderungen bis zum Ende der Bauzeit zu besprechen.
Stufe 7 – Feiern! nach dem 16. Tag und zum Abschluss der 33 Tage feiert Mona die Integration einer neuen Handlung in ihren Alltag – und so machen es auch Bautrupp, Architekten – alle feiern!!
Diese 33. Tage der Veränderung sind eine kleine Meisterleistung für’s Gehirn. Denn wissenschaftlich belegt ist, dass unser Gehirn gar nicht darauf erpicht ist, immer wieder Neues zu lernen. Unser Gehirn liebt den Strom-Spar-Modus. Umso erstaunlicher ist es, dass es uns doch immer wieder gelingt, uns zu verändern.
Weshalb ich Dir diese Geschichte erzähle? Ganz einfach! Ich möchte Dir Mut machen. Mut darauf zu vertrauen, dass Dir Veränderung gelingen kann, auch wenn Du schon öfter mal die Erfahrung gemacht hast, das Veränderung gar nicht so leicht ist. Denn tatsächlich hat Nora es mit Unterstützung geschafft, das Inne-Halten als neue Routine in ihren Büroalltag zu integrieren – trotz der anfänglichen Widrigkeiten.
Wenn Du Dir also z.B. vorgenommen hast mit dem Rauchen aufzuhören, oder aber eine andere, große Veränderung in Deinem Leben umsetzen möchtest, dann kannst Du immer daran denken, welche Höchstleistung Dein Gehirn, und oftmals ja auch Dein ganzer Körper vollbringen müssen.
Deshalb darfst Du ruhig immer milde mit Dir sein, wenn nicht jede Veränderung sofort vom Erfolg gekrönt ist. Alle Meister habe geübt – lange, intensiv und oft war das Trainieren auch mit Entbehrungen verbunden. Dann, wenn Dir die Veränderung in Fleisch und Blut übergegangen ist, sind alle Mühen vergessen! Ja dann ist die Freude groß!
Und weißt du, was das entscheidende i-Tüpfelchen in diesem Veränderungsprozess ist?
Stufe 8 – Dein Herz! Schwingt Dein Herz mit und hältst Du den Fokus im Einklang mit dem Herzen auf das Endresultat, dann kann Dir letztlich alles gelingen, was Du Dir an Veränderung vornimmst. Egal was es ist und wie schwierig es im ersten Moment auch erscheinen mag!
Welche Erfahrungen hast du mit Veränderungen gemacht? Welche Erfolge hast du schon gefeiert und wo kämpfst Du mit Dir? Erzähl mir gerne davon – ich freue mich drauf. Und für den Fall, dass Du feststellst, dass aktuell eine größere Veränderung ansteht, die du nicht alleine bewältigen kannst, dann melde Dich gerne. Ich unterstütze Dich gerne!
Herzlichst
Deine Pia-Marie
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